Erste Station der Reise war Brasília. Hier traf Hubertus Heil seinen Kollegen Luiz Marinho. Der neue brasilianische Arbeitsminister ist seit Anfang des Jahres im Amt. Bei der ersten Begegnung ging es um Fachkräfteeinwanderung und Fachkräftesicherung, doch auch um Menschenrechte und gute Arbeit in globalen Wertschöpfungsketten. Ebenfalls auf der Tagesordnung: ein Ausblick auf die G20-Präsidentschaft Brasiliens im kommenden Jahr.
Fachkräfte: Lücken hier, Überhänge dort
Deutschland fehlen Fachkräfte, während in Brasilien Fachkräfte verschiedener Branchen oft Arbeit suchen. Dies gilt besonders für die dortige Pflegebranche.
Aber warum nicht erst einmal inländische Potenziale in Deutschland nutzen – zum Beispiel mit Verbesserungen bei der Aus- und Weiterbildung? Oder mit mehr Erwerbstätig von Frauen und Älteren hierzulande? Genau diese Punkte gehören ebenso Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Um die demografische Lücke am Arbeitsmarkt zu schließen, werden diese Maßnahmen allerdings nicht ausreichen. Nach einer Schätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sinkt die Zahl der Menschen, die dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bis 2060 voraussichtlich von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen.
Es fehlen also Fachkräfte und Deutschland ist nicht allein bei der Anwerbung ausländischer Arbeitnehmer. Mit Blick auf diesen internationalen Wettbewerb will die Bundesregierung das modernste Einwanderungsrecht Europas schaffen. Hubertus Heil zur geplanten Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes:
Für den Arbeitsmarkt der Zukunft schaffen wir ein modernes Einwanderungsgesetz. In den Jahren vor der Pandemie sind bereits rund 250.000 Menschen nach Deutschland gekommen. Die deutsche Volkswirtschaft würde ohne EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht laufen. Aber: Viele Länder in der EU haben eine ganz ähnliche Demographie wie Deutschland. Überall altert die Bevölkerung. Deshalb sind wir in Deutschland auch auf qualifizierte Einwanderung aus Drittstaaten angewiesen, wenn wir weiter wirtschaftlich stark bleiben wollen.
Bundesministerin Annalena Baerbock und Bundesminister Hubertus Heil in Berlin auf dem Weg zum Abflug.
Der brasilianische Arbeitsminister Luiz Marinho und der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil unterzeichnen die gemeinsame Absichtserklärung für faire Einwanderung.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zusammen mit der stellvertretenden brasilianischen Außenministerin Maria Laura da Rocha und dem brasilianischen Botschafter in Deutschland Roberto Jaguaribe.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil vor der Presse in Brasília am Außenministerium.
Bundesminister Hubertus Heil im Hörsaal der Universität Católica in Brasilia - einer Universität die u.a. einen Studiengang zur Pflege anbietet.
Roberto Jaguaribe, brasilianischer Botschafter in Deutschland, verabschiedet Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Flughafen in Brasília vor dem Weiterflug nach São Paulo.
In Deutschland finden die Krankenhäuser nicht mehr genügend Arbeitskräfte - in Brasilien dagegen ist jede zehnte Pflegekraft arbeitslos. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil möchten für den deutschen Arbeitsmarkt werben - auf Regierungsebene, aber vor allem bei den Profis aus der Praxis. Deswegen besuchten sie in Sao Paulo das Oswaldo-Cruz-Krankenhaus.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im Gespräch mit Mitarbeitenden des Oswaldo-Cruz-Krankenhauses in São Paulo.
Bundesministerin Annalena Baerbock und Bundesminister Hubertus Heil im Mercedes Werk in São Bernardo do Campo. Die Vertiefung einer deutsch-brasilianischen Wirtschaftskooperation bringt beiderseitigen Nutzen für Rohstoffsicherung, Aufbau grüner Industrie und Diversifizierung der Lieferbeziehungen weg von China..
Zu Besuch bei einer Kakao-Kooperative auf der Insel Ilha do Combú. Bundesminister Hubertus Heil im Gespräch mit Arbeiterinnen der Kooperative, die die Bedeutung von Aufbau fairer und nachhaltiger Strukturen betonen. Denn die Verpflichtung für faire Lieferketten gelten von Anbau über Produktion bis hin zum Verkauf..
Bundesminister Hubertus Heil und Bundesministerin Annalena Baerbock beim Pressestatement. Hubertus Heil: „Denn wir müssen auch dafür sorgen, dass die privaten Unternehmen in Deutschland und in Europa, die global Profite machen auch global Verantwortung für Lieferketten übernehmen.“.
Brasilien zeigt wie transparente Lieferketten funktionieren können: zu Besuch bei einer lokalen Holzverarbeitung, die nachhaltig und digital nachvollziehbar ihr Holz aus dem Regenwald bezieht..
Die „grüne Lunge“ unserer Erde muss geschützt werden. In einer Außenstelle der Umweltbehörde in Belem erfahren Bundesministerin Baerbock und Bundesminister Heil wie das systematische Monitoring des Regenwaldes funktioniert.
Faire Lieferketten
Neben der Fachkräftegewinnung wollen Deutschland und Brasilien die Zusammenarbeit für die Einhaltung menschenrechtlicher Standards in globalen Wertschöpfungsketten ausbauen. Dafür haben die Arbeitsminister in Brasilia eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Beide Regierungen bekräftigen darin ihr partnerschaftliches Ziel, sich in ihren Ländern und auf internationaler Ebene für die Durchsetzung von Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten einzusetzen – und sich für verbindliche Standards stark zu machen.
Beim Besuch der Amazonas-Region kommt ein weiteres deutsches Kernanliegen zur Sprache: der Schutz indigener Völker weltweit. So sind gerade diese Bevölkerungsteile besonders oft von widerrechtlichem Entzug von Land und Lebensgrundlagen betroffen. Mit wirkungsvollen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzen werden Angehörige indigener Völker entlang der Lieferketten deutscher Unternehmen schon heute besser geschützt – und sollen in Zukunft ihre Rechte überall besser durchsetzen können.
Stationen der Brasilienreise
Montag
- Brasília: Gespräch mit Arbeitsminister Luiz Marinho
- Brasília: Besuch einer Ausbildungsstätte für Pflegeberufe
Dienstag
- São Bernardo do Campo: Werksbesuch bei Mercedes-Benz do Brasil, Dialog mit Auszubildenden
- São Paulo: Besuch im Oswaldo-Cruz-Krankenhaus, Begegnung mit Pflegefachkräften
Mittwoch
- Belém mit Bürgermeister Edmilson Rodrigues
- Besichtigung der Verarbeitung und Vermarktung bioökonomischer Produkte, Gespräch mit Vertreterinnen von NGOs