Die Haselnüsse in den verschiedenen Produkten in deutschen Supermarktregalen stammen zu größten Teilen aus der Türkei. Am Beginn dieser Lieferkette steht die Erntezeit im August. Dafür reisen Erntehelfer*innen mit ihren Familien aus ihren Heimatprovinzen aus dem Südosten der Türkei in die Nähe der zahlreichen Haselnussgärten an der östliche Schwarzmeerküste.
Auf den Spuren der Lieferkette besuchte Dr. Carsten Stender, Abteilungsleiter für Europäische und Internationale Beschäftigungs- und Sozialpolitik im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Projekte zur Bekämpfung der Kinderarbeit in der Haselnussernte. Die Projekte der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), in Zusammenarbeit mit der türkischen Regierung und in Deutschland wirtschaftenden Unternehmen, haben große Erfolg zu verzeichnen und machen die Auswirkungen der deutschen Lieferkettengesetzgebung in der Praxis erlebbar.
Im Gespräch mit der Provinzverwaltung in Samsun informierte sich die Delegation über die weitreichenden Aktivitäten der türkischen Regierung gegen Kinderarbeit in der Haselnussernte. Dazu gehören auch bessere Lebensbedingungen der mobilen Enterhelfer*innen und ihrer Familien. Die Türkei ist ebenso wie Deutschland ein "Alliance 8.7 Pathfinder Country" und hat sich als „Pionierland“ verpflichtet, ihre Bemühungen zur Beseitigung von Kinderarbeit, zu Bekämpfung von Zwangsarbeit und Menschenhandel zu verstärken. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarbeit wurden gesetzlich verankert.
Beim Besuch eines Haselnussgartens gefolgt von einer Zeltstadt führte die Delegation Gespräche mit Arbeitsvermittlern, Erntehelfer*innen und den Familien. Dabei wurde der Einfluss der ILO-Projekte auf den Alltag der Menschen deutlich: Die Projekte umfassen die Betreuung der Kinder während der Erntezeiten mit kulturellen, sportlichen, kreativen und sozialen Aktivitäten. Diese finden in öffentlichen Schulen statt, die während der Ferienzeit ungenutzt sind. Um die Kinder rechtzeitig zu Schulbeginn zurück in ihre Heimatorte zu bringen, wird ein Transport organisiert. Auch die Renovierung von festen Unterkünften für Erntehelfer*innen, die Ausstattung der Zeltstädte mit Strom und Wasser und die Versorgung der Familien mit Hygieneprodukten und Nahrung wird gefördert. Alle Akteure treiben die Sensibilisierung zur Schädlichkeit von Kinderarbeit voran. Die Koordinierung zwischen der Provinzverwaltung, der Landwirtschaftskammer, den Gewerkschaften, NGOs und den Familien wird auf diese Weise deutlich gestärkt.