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Themenforum Nationaler Aktionsplan Integration

Themenforum "Integration in den Arbeitsmarkt"

Mit einer Auftaktveranstaltung im Bundeskanzleramt am 28. Mai 2019 ist das Themenforum "Integration in den Arbeitsmarkt" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) innerhalb des Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I) gestartet.

Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz, betonen die besondere Bedeutung, die der Arbeitsmarkt bei der Integration von Zuwanderern spielt.

Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil:

Für das Gelingen von Integration spielt der Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle. Dabei bedeutet Arbeit mehr als die finanzielle Sicherung des Lebensunterhaltes. Sie ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben einerseits und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben andererseits. Sie schafft Kontakte und fördert somit Verständigung zwischen Kulturen, auch jenseits sprachlicher Unterschiede. Kurzum: Sie macht den Weg frei, um in unserem Land nicht nur rein physisch anzukommen. Das ist umso wichtiger, als dass wir Zuwanderer brauchen, wenn wir unseren Wohlstand auch für die Zukunft sichern wollen. Voraussetzung ist, dass wir noch bessere Angebote machen, damit Zuwanderer ihren Beitrag für unser Land auch tatsächlich leisten können.

Die zwölfmonatige Arbeitsphase ist zum Juni 2020 erfolgreich abgeschlossen worden. Es wurde ein transparenter und ergebnisoffener Dialogprozess in rund 20 Fachveranstaltungen geführt, an dem sich rund 150 Expertinnen und Experten aus weit mehr als 100 staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen beteiligt haben. Damit vertritt das Themenforum ein außergewöhnlich breites Spektrum an gesellschaftlichen Perspektiven, Positionen und Fachwissen.

Die Ergebnisse des Themenforums "Integration in den Arbeitsmarkt“ wurden zusammengefasst an die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration übermittelt und am 29. Juli 2020 durch das Bundeskabinett beschlossen. Bundeskanzlerin und Bundesminister haben das Abschlussdokument am 19. Oktober 2020 auf dem Integrationsgipfel der Öffentlichkeit präsentiert.

Deutlich geworden ist, Migrantinnen und Migranten haben zu einem erheblichen Teil zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsaufbau in den letzten Jahren beigetragen. Ihr Beitrag zu Wohlstand und Stabilität der sozialen Sicherungssysteme ist heute schon unverzichtbar und wird in der gesellschaftlichen Debatte noch unterschätzt.

Überproportional häufig arbeiten Migrantinnen und Migranten in systemrelevanten Branchen z.B. als Ärzte, in Pflegeberufen, in der Logistik, der Ernährungsindustrie und in der Landwirtschaft. Beispielsweise sind über 20 Prozent der in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte nicht in Deutschland geboren.

Auch wenn wir in den letzten Jahren ein gutes Stück bei der Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern in den Arbeitsmarkt vorangekommen sind, bleibt eine deutliche Vulnerabilität von Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt bestehen, die sich oft auch in prekärer und niedrig bezahlter Beschäftigung niederschlägt. Migrantinnen und Migranten sind zudem noch deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Transferleistungen betroffen.

Wie gelingt Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt?

Arbeitsmarkt- und Migrationsexperten haben in diesen sechs Themenfeldern über substantielle Lösungen für die aktuellen Fragen von Zuwanderung und Arbeitsmarkt diskutiert:

Berufliche Ausbildung befördern

Für eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt ist in Deutschland eine berufliche Ausbildung wichtig. Zuwanderer erwerben aber seltener einen beruflichen Abschluss. Daher wurde die Ausbildungsförderung der Bundesagentur für Arbeit weiter für Ausländerinnen und Ausländer geöffnet. Für die Aufnahme und den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung wird die gesetzliche Weiterentwicklung durch weitere Maßnahmen ergänzt. Auch kann hierüber die Mobilität junger Menschen in Europa zum Zweck einer beruflichen Ausbildung in Deutschland gefördert werden.

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Infografik „Workshop 1: Ausbildungförderung öffnen“

Die Infografik „Workshop 1: Ausbildungförderung öffnen“ stellt folgende Fakten dar:

  • 26.000 geflüchtete Menschen, die als Bewerberinnen und Bewerber eine Berufsausbildung suchten. (Suche bundesweit mit Unterstützung einer Agentur für Arbeit oder eines Jobcenters. Zeitraum Oktober 2018 - März 2019)
  • 30 % der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchtkontext haben eine Ausbildungsstelle oder eine Alternative begonnen (Stand März 2019)
  • 57.700 unbesetzte Ausbildungsstellen (Stand September 2018)

Reichweite arbeitsmarktbezogener Informationsmedien ausbauen

Migrantinnen und Migranten sind vergleichsweise schlecht durch klassische Formate der Information, Beratung und Kommunikation erreichbar. Mehrsprachige und in leichter Sprache verfasste digitale Angebote ermöglichen einen gezielteren Zugang zu spezifischen Migrantengruppen. Durch den verbesserten Zugang können arbeitsmarktrelevante Angebote mehr Wirkung entfalten.

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Infografik „Workshop 2: Reichweite arbeitsmarktbezogener Informationsmedien für Migrantinnen und Migranten erhöhen“

Die Infografik „Workshop 2: Reichweite arbeitsmarktbezogener Informationsmedien für Migrantinnen und Migranten erhöhen“ stellt zwei Grafiken dar:

1. Grafik Nutzungsrate Facebook:

  • 65 % Bulgarisch
  • 85 % Polnisch
  • 50 % Deutsch
  • 95 % Rumänisch
  • 110 % Arabisch

Hinweis: Die Nutzungsraten sozialer Medien unter der erwerbstätigen Bevölkerung (18-65 Jahre), insbesondere Facebook, liegen bei allen Migran-tengruppen deutlich höher als bei der deutschsprachigen Bevölkerung. Daher sind die sozialen Medien als Informationsquelle für Neuzuge-wanderte so außerordentlich wichtig. Während bei EU-Zugewanderten aus Polen, Rumänien und Bulgarien die Nutzungsraten schon über-durchschnittlich hoch sind, fungiert Facebook als wichtigste Community-Plattform für arabischsprachige Neuzugewanderte und Geflüchtete ebenso wie für die arabischsprachige Community in Deutschland. Die Nutzungsrate stellt das Verhältnis von Facebooknutzung zur jeweiligen mit ausländischem Pass in Deutschland lebenden Bevölkerung dar.

2. Grafik Zugewanderte suchen zunehmend im Internet nach Arbeit. Betrachtet wurde die Popularität des Suchbegriffs „Arbeit(en) in Deutschland“ in den jeweiligen Sprachen (Anfragen aus Deutschland).

  • Rumänisch + 65 %: 2014 17 Punkte, 2018 28 Punkte
  • Arabisch: + 233 %: 2014 3 Punkte, 2018 10 Punkte
  • Polnisch: + 23 %: 2014 36 Punkte, 2018 66 Punkte

Vermeidung der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und von Arbeitsausbeutung

Migrantinnen und Migranten sind besonders betroffen von prekären Arbeitsverhältnissen und Arbeitsausbeutung. Unsichere Beschäftigung kann ein Einstieg in den Arbeitsmarkt sein, sollte sich aber nicht dauerhaft verfestigen. Berufliche Aufwärtsmobilität sowie Kenntnisse über den Schutz, den Arbeits- und Strafrecht bieten, und ein besserer Zugang zu Informations- und Beratungsangeboten sind daher gerade für Migrantinnen und Migranten wichtig.

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Infografik „Workshop 3: Vermeidung der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und von Arbeitsausbeutung von Migrantinnen und Migranten“

Die Infografik „Workshop 3: Vermeidung der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und von Arbeitsausbeutung von Migrantinnen und Migranten“ beschreibt die Beschäftigungsanteile je Branche.

Erziehung und Unterricht:

  • Menschen mit deutschem Pass: 4,1 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 2,4 %

Gesundheitswesen:

  • Menschen mit deutschem Pass: 7,9 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 4,5 %

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung:

  • Menschen mit deutschem Pass: 6,1 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 1,4 %

Gastgewerbe:

  • Menschen mit deutschem Pass: 9,3 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 2,4 %

Sonstige Dienstleistungen ohne Arbeitnehmerüberlassung:

  • Menschen mit deutschem Pass: 9,3 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 1,9 %

Arbeitnehmerüberlassung

  • Menschen mit deutschem Pass: 7,8 %
  • Menschen ohne deutschen Pass: 1,9 %

Menschen ohne deutschen Pass haben ein höheres Risiko, prekär beschäftigt zu werden – im Vergleich zu Menschen mit deutschem Pass.

Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen und geflüchtete Frauen erhöhen

Benachteiligungen von Migrantinnen und geflüchteten Frauen am Arbeitsmarkt zeigen sich in den deutlich geringeren Erwerbsquoten.
Spezifische Programme und Aktivitäten sollen die Teilnahme an Maßnahmen der Arbeitsförderung, an Qualifizierung und Beschäftigung verbessern und die Frauen unter Berücksichtigung ihrer besonderen Bedarfe begleiten.

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Infografik „Workshop 4: Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen und geflüchteten Frauen erhöhen“

Die Infografik „Workshop 4: Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen und geflüchteten Frauen erhöhen“ beschreibt die Erwerbsquoten 2017 (Die Erwerbsquote sagt aus, wie hoch der Anteil der Erwerbstätigen und Erwerbslosen an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe von 15 bis 65 Jahren ist.):

  • Ausländische Frauen: 58 %
  • Deutsche Frauen: 76,4 %
  • Ausländische Männer: 77,1 %

Bis zu 7,6 mal mehr Bewerbungen müssen Frauen mit einem türkisch klingenden Namen schreiben, die ein Kopftuch tragen. Im Vergleich zu Frauen mit einem deutsch klingenden Namen ohne Kopftuch. Bei gleicher Qualifikation.

Integrationsmanagement von Fachkräften und Familienangehörigen

Hochqualifizierte Fachkräfte sollen sich möglichst langfristig an Deutschland binden und hier eine neue Heimat finden. Dafür ist ein gutes Integrationsmanagement für Fachkräfte und ihre mitziehenden Familienangehörigen wichtig, welches neue Kooperationsformate staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure mit Arbeitgebern und den Zugewanderten selbst in den Regionen zum Ziel hat.

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Infografik „Workshop 5: Integrationsmanagement von Fachkräften und Familienangehörigen“

Die Infografik „Workshop 5: Integrationsmanagement von Fachkräften und Familienangehörigen“ beschreibt die Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten:

Kanada:

  • 2014: 78.040
  • 2015: 76.688
  • 2016: 69.700

Australien:

  • 2014: 61.580
  • 2015: 59.543
  • 2016: 60.700

Deutschland:

  • 2014: 27.850
  • 2015: 27.106
  • 2016: 50.500

Die Erwerbszuwanderung von Fachkräften nach Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen, die Zahlen liegen jedoch im Vergleich zu anderen OECD-Staaten noch auf niedrigerem Niveau. Quelle: OECD (2016, 2017, 2018)

Den positiven Trend nutzen: Beachtliches Potenzial für die Behebung des Fachkräftemangels bietet ein gutes Integrationsmanagement für Fachkräfte und deren Familien.

Berufliche Aufwärtsmobilität fördern

Häufig sind Migrantinnen und Migranten im niedrig qualifizierten Tätigkeiten beschäftigt, auch weil der Einstieg in diese Tätigkeiten leichter gelingt. Vorhandene Kompetenzen und Qualifikationen sollten jedoch, auch im Sinne der volkswirtschaftlichen Bedarfe im mittleren und hohen Qualifikationssegment, besser genutzt und weiterentwickelt werden. Das Arbeit- von-morgen-Gesetz und das Qualifizierungschancengesetz bieten nunmehr umfangreiche Fördermöglichkeiten, um beruflichen Aufstieg über das gesamte Erwerbsleben hinweg zu ermöglichen. Ein leichter Zugang zu fundierter und bundesweit einheitlicher Beratung und Förderung für beschäftigte Migrantinnen und Migranten ist für die erfolgreiche Umsetzung der gesetzlichen Möglichkeiten entscheidend.

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Infografik: „Workshop 6: Berufliche Aufwärtsmobilität von Migrantinnen und Migranten fördern“.

Die Infografik: „Workshop 6: Berufliche Aufwärtsmobilität von Migrantinnen und Migranten fördern“ erläutert, dass Personen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich ohne Berufsabschluss bleiben (Quelle: Berufsbildungsbericht 2019). Bei Migrantinnen und Migranten im Alter von 20 - 34 Jahren sind 32% ohne Berufsabschluss. Bei Deutschen im Alter von 20 - 34 Jahren ohne Migrationshintergrund sind 8,5 % ohne Berufsabschluss.

14,2 % der jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren in Deutschland sind ohne Berufsabschluss.