Die Fachkräfte in der Baubranche sind heute gefragter denn je. Die Anzahl der Erwerbstätigen im Bauhauptgewerbe stieg auch im letzten Jahr kräftig an – auf insgesamt rund 832.000 Beschäftigte. Dennoch leidet auch die Bauwirtschaft unter einem Fachkräftemangel. Nach Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung waren im Juni 2018 fast 70.000 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte in Bauberufen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet. Und auch die BA hat hier erstmals einen Engpass festgestellt. Zu diesen Themen tauschten sich die Vertreter der Bundesregierung bei einem Spitzentreffen am 13. März 2019 aus.
Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer:
Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit. Deshalb will die Bundesregierung alles daran setzen, dass in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Dazu brauchen wir ausreichende Kapazitäten in der Bauwirtschaft und den planenden Berufen. Politik und Bauwirtschaft müssen dazu im ständigen Austausch bleiben.
Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil:
Unser Anspruch muss sein, jeder Bürgerin und jedem Bürger bezahlbaren Wohnraum zu garantieren. Damit dies gelingt, müssen wir ausreichend Wohnraum schaffen. Umso mehr kommt es darauf an, alle Fachkräftepotenziale auszuschöpfen. Ohne Fachkräfte wird schließlich kein Haus gebaut. Unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) hat die Bundesregierung eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie erarbeitet, im Dialog mit den Sozialpartnern, Ländern und der BA. Denn das Zukunftsthema Fachkräftesicherung ist entscheidend für Deutschlands Wachstum und Wohlstand und dafür, dass jeder Mensch ein erschwingliches Zuhause hat.
Auf Einladung des BMI nahmen an dem Spitzengespräch neben dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auch Vertreterinnen und Vertreter aus Verbänden der Bauwirtschaft, der IG BAU sowie der Bundesarchitektenkammer und der Bundesingenieurkammer teil.
Die Gesprächspartner waren sich darüber einig, dass die Bauwirtschaft und die planenden Berufe beim Thema Fachkräfte gut aufgestellt sind. Um die große Nachfrage meistern zu können, haben die Unternehmen in den letzten Jahren erheblich in Personal investiert. Für 2019 geht die Bauwirtschaft von einer Ausweitung der Erwerbstätigen im Bauhauptgewerbe um weitere zwei Prozent auf rund 850.000 Beschäftigte aus. Dieser Beschäftigungsaufbau erfolgte im Wesentlichen durch den Zuzug ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – eine wichtige Säule der Fachkräftesicherung, die weiter gestärkt werden muss. Die Zahl der neuen Auszubildenden stieg im vergangenen Jahr um 8,6 Prozent. Getragen wird diese positive Entwicklung auch durch den Investitionshochlauf für die Infrastruktur und das Maßnahmenpaket der Bundesregierung, das Investitionen im Wohnungsbau durch verbesserte Rahmenbedingungen fördert.
Dennoch macht der Arbeitskräftemangel auch vor der Bauwirtschaft keinen Halt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie beschlossen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer:
Zusätzlich zur besseren Nutzung der inländischen Potenziale und des europäischen Bewerbermarkts brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte aus Drittstaaten. Deshalb haben wir ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht, von dem auch die Bauwirtschaft profitieren wird und das zwei Ziele verfolgt: die weitere Reduzierung der illegalen Migration sowie die Deckung des Arbeitskräftebedarfs der Wirtschaft.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier:
Es ist aber auch klar, dass rechtliche Änderungen alleine nicht ausreichen. Die Bundesregierung erarbeitet derzeit eine umfassende Strategie zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Dazu gehört nicht nur der Umbau von "Make-it-in-Germany" als Dachportal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland, sondern auch eine gezielte Unterstützung insbesondere von KMU bei der Rekrutierung von ausländischen Fachkräften. Das hilft auch dem Handwerk und der Baubranche.