Katarina Barley:
Am Arbeitsmarkt zeigt sich keine Spur von November-Blues. Parallel zur weiterhin sehr guten konjunkturellen Entwicklung hat die Zahl der Arbeitslosen auch im laufenden Monat weiter abgenommen - und das sogar leicht stärker als normalerweise in einem November. Bemerkenswert ist und bleibt: Obwohl mehr Flüchtlinge mit Arbeitsmarktmaßnahmen gefördert und damit als unterbeschäftigt gezählt werden, nimmt die Zahl aller Unterbeschäftigten ebenso wie die Zahl der Arbeitslosen ab.
Kein Bruch des positiven Trends auch bei Erwerbstätigkeit und Beschäftigung: Nach letztem verfügbaren Stand sind im Oktober unter Herausrechnung der üblichen saisonalen Einflüsse 41.000 Menschen zusätzlich erwerbstätig geworden. Daten speziell zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung liegen für den Monat September vor und weisen einen saisonbereinigten Zuwachs von 35.000 aus.
So sehr die Lichtblicke am Arbeitsmarkt im jahreszeitlich eher dunklen November also beeindrucken: Herausforderungen bleiben.
Denn trotz der leicht positiven Tendenz im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit mahnen uns die immer noch knapp 862.000 Menschen, die anhaltend keine Beschäftigung finden, unseren Einsatz für diese Gruppe deutlich zu verstärken.
Und immer deutlicher wird auch: Die Fachkräfteengpässe nehmen zu. Mehr Stellen bleiben länger unbesetzt. Der Aufbau von Beschäftigung findet maßgeblich im qualifizierten Bereich und in Berufen mit hohen Anforderungen statt. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit als Indikator für die Arbeitskräftenachfrage klettert seit über drei Jahren auf neue Höchststände.
Neben einer nach festen und klaren Kriterien gesteuerten Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland können und müssen wir die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen und ihnen bei ihren Arbeitszeitwünschen mehr entgegenkommen. Das geht u.a. mit verlässlichen Perspektiven zur Ausweitung der Arbeitszeit nach vorübergehend reduzierter Stundenzahl und mit besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Und eine weitere Gruppe ist ein Reservoir für Fachkräfte: Menschen mit Behinderung. 157.000 von ihnen waren im November arbeitslos gemeldet; viele mit guter Qualifikation oder einem Bildungsfundament, auf das man bauen kann. Aber gerade diese Personengruppe hat es schwer, wieder den Anschluss ans Arbeitsleben und in eine angemessene Tätigkeit zu finden. Hier appelliere ich an alle, Chancen zu eröffnen. Profitieren würden nicht nur die Betroffenen und ihre Arbeitgeber - sondern wir alle als Gesellschaft.