Wie können wir die Rahmenbedingungen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt gestalten? Wie gehen wir mit den Herausforderungen des demografischen Wandels für unsere Rentenversicherung um? Wie stellen wir gute Arbeitsbedingungen auch in neuen Arbeitsformen sicher? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der Reise von Staatssekretärin Lilian Tschan vom 27. bis 29. November 2025 nach Peking.
Gerade in einer globalisierten Arbeitswelt ist es wichtig, dass wir mit unseren chinesischen Partnern im Dialog bleiben. Denn nur so können wir „gute Arbeit weltweit“ und einen fairen Wettbewerb erreichen und für unsere Interessen werben. Dabei dürfen wir auch schwierige Themen nicht aussparen.
Bilaterales Gespräch von Staatssekretärin Tschan (BMAS) und Vizeminister Yu Jiadong (MoHRSS)
Bei einem bilateralen Gespräch mit Vizeminister Yu Jiadong vom Ministry of Human Ressources and Social Security (MoHRSS) stand zunächst die Arbeitsmarktsituation in beiden Ländern im Fokus. Dabei wurde deutlich, dass China eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung aufgrund des demografischen Wandels hat und zudem ein hoher Qualifizierungsbedarf aufgrund der Transformation der Arbeitswelt besteht. Diese Herausforderungen bestehen auch in Deutschland. Beide Seiten vereinbarten einen Austausch zu diesen Themen im Rahmen des Dialogs im nächsten Jahr.
Staatssekretärin Tschan nutzte das Gespräch zudem, um auf die schweren Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hinzuweisen und an China zu appellieren, seinen Einfluss zu nutzen, um auf eine Beendigung des Krieges hinzuwirken.
Dialog zur Zukunft der Arbeit
In ihrem Statement zur Eröffnung des dritten Workshops des Deutsch-Chinesischen Dialogs zur Zukunft der Arbeit wies Staatssekretärin Tschan auf die Bedeutung eines menschenzentrierten Einsatzes von KI in der Arbeitswelt und die Bedeutung einer nachhaltigen Finanzierung der Rentenversicherung hin. Vizeminister Yu betonte ebenfalls, dass KI dem Menschen zugutekommen müsse und schilderte die Herausforderung, die der demografische Wandel für die Rentenversicherung in China verursache.
Einblicke in die Praxis
In China gibt es einen breiten Einsatz von KI in Wirtschaft und Gesellschaft. Digitalisierung und Automatisierung prägen häufig den Arbeitsalltag, digitale Plattformen und Dienste prägen das tägliche Leben. Staatssekretärin Tschan konnte im Zuge ihrer Reise zum Beispiel das Smart-Warehouse des Unternehmens „Jingdong“ besichtigen. Eine wichtige Erkenntnis dabei war, dass trotz des hohen Automatisierungsgrades der Mensch für bestimmte Tätigkeiten nicht ersetzbar ist. Daher ist es umso wichtiger, den Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Beim Lieferdienstanbieter „Meituan“ standen der Einsatz von algorithmischem Management und der Arbeitsschutz der selbstständigen Fahrerinnen und Fahrer des Unternehmens gleichermaßen im Vordergrund.
Einblicke in das Leben und Arbeiten in China
Um sich einen möglichst breiten Überblick über die Situation in China zu verschaffen, nutzte Staatssekretärin Tschan die Reise auch zu einem Austausch mit der Auslandshandelskammer und Vertreterinnen und Vertretern deutscher und europäischer Unternehmen. Dabei ging es um die Situation der Unternehmen vor Ort, um die Arbeitsmarktsituation und Qualifizierungsfragen, Fragen der digitalen Transformation und um unternehmerische Sorgfaltspflichten. In den Gesprächen zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wurden vor allem die positiven Auswirkungen im Hinblick auf ein level playing field besprochen. Bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Community, der Presse und der deutschen politischen Stiftungen konnte Staatssekretärin Tschan sich zu aktuellen Entwicklungen vor Ort und dem Leben in China mit all seinen Facetten informieren.