Im Beisein von Bundesminister Hubertus Heil hat OECD-Generalsekretär Angel Gurría heute im BMAS in Berlin eine neue Studie der OECD vorgestellt. Regierungen müssen ihre beschäftigungs- und arbeitsmarktpolitischen Konzepte überprüfen und den Menschen helfen, mit dem raschen Wandel der Arbeitswelt Schritt zu halten und die sich bietenden Chancen zu nutzen. Wird nicht rasch gehandelt, könnten insbesondere Geringqualifizierte den Anschluss verlieren, was zu weiteren sozialen und wirtschaftlichen Spannungen führen könnte. Zu diesem Schluss kommt die neue OECD-Studie.
Um den Menschen die Anpassung an diese sich verändernde Arbeitswelt zu erleichtern, schlägt die OECD eine "Transformationsagenda für Arbeit mit Zukunft für alle" vor. Sie lenkt das Augenmerk auf vier zentrale Bereiche: Weiterbildung, Arbeitsrechtlicher Schutz, soziale Sicherung, und sozialer Dialog.
OECD-Generalsekretär Angel Gurría sagte bei der Vorstellung des Berichts in Berlin:
Eine Garantie für eine bessere Welt der Arbeit gibt es nicht – viel hängt davon ab, dass die politischen und institutionellen Weichenstellungen stimmen. Ist das gewährleistet, lassen sich die Chancen von Digitalisierung, Globalisierung und höherer Lebenserwartung nutzen und die Risiken begrenzen. Die Länder müssen dies zur Priorität machen, um Wirtschaft und Gesellschaft inklusiver, gerechter und nachhaltiger zu gestalten.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hob hervor:
Der OECD Beschäftigungsausblick zeigt, dass wir die Zukunft der Arbeit auch in Zeiten des Wandels selbst gestalten können. Die Sozialpartnerschaft wie wir sie in Deutschland kennen, ist dabei eine Stärke, auf die wir setzen können. Wir brauchen aber noch mehr. Mit der nationalen Weiterbildungsstrategie wird die Bundesregierung deshalb entscheidende Weichen stellen. Dabei kommt es auf drei Punkte ganz besonders an: Rechtsansprüche auf Weiterbildung, eine faire finanzielle Unterstützung für Lohnausfall während einer Weiterbildung und eine neu organsierte Beratungsstruktur zu Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Hierzu werde ich im Sommer Vorschläge vorlegen.
Ein wichtiger Punkt der Agenda ist, dass alle Beschäftigten, unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus, ausreichend durch das Arbeitsrecht abgesichert sind. Dazu gilt es Scheinselbstständigkeit – ein bei einigen Unternehmen beliebtes Mittel zur Umgehung von arbeitsrechtlichen und steuerlichen Regeln – zu begegnen, die "Grauzone" zwischen abhängiger und selbstständiger Beschäftigung so klein wie möglich zu halten und die Rechtsansprüche der Beschäftigten in dieser Grauzone auszuweiten.
Laut der Studie sollten auch die Systeme der sozialen Sicherung angepasst und ausgeweitet werden, um atypisch Beschäftigte besser abzusichern. In einigen Ländern erhalten solche Beschäftigte während Arbeitslosigkeitsphasen mit um 40-50 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit Lohnersatzleistungen als reguläre Arbeitnehmer. Zudem sollten die Übertragbarkeit von Leistungsansprüchen zwischen verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen erleichtert werden und Sozialversicherungsleistungen durch universellere, bedingungslose Leistungen ergänzt werden.
Der OECD Beschäftigungsausblick 2019 ist Teil der OECD-Initiative Zukunft der Arbeit sowie der Kampagne "I am the Future of Work". Ziel ist es, die Zukunft der Arbeit positiv zu gestalten, den Wandel der Weiterbildungs- und Sozialschutzsysteme zu unterstützen und Ungleichheiten zwischen Bevölkerungsgruppen und Regionen zu verringern.