Das weiterentwickelte Fachkräfteeinwanderungsrecht schafft angesichts des massiven Bedarfs an Fachkräften in vielen Branchen neue Möglichkeiten, um in Deutschland zu arbeiten. Ab dem 1. Juni 2024 wirken weitere Elemente des Regelungspakets, darunter diejenigen zur Chancenkarte und zur Erweiterung der Westbalkanregelung. Dann sind alle Stufen des neuen Fachkräfteeinwanderungsrechts in Kraft.
Wir sorgen dafür, dass die Arbeits- und Fachkräfte in unser Land kommen können, die unsere Wirtschaft seit Jahren dringend braucht. Das ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Wichtige Teile unseres neuen Fachkräfteeinwanderungsrechts gelten bereits. Jetzt kommt der letzte wichtige Baustein hinzu: die Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems. Wir setzen auf Sprachkenntnisse, Qualifikationen und Erfahrungen, um motivierte und talentierte Kräfte nach Deutschland zu holen. Das zählt für die Chancenkarte. So können Menschen mit Erfahrung und Potenzial schneller und einfacher einen passenden Job finden und mit anpacken.
Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung. Wir müssen alle inländischen Potenziale nutzen und benötigen gleichzeitig qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz sichern wir den digitalen und ökologischen Umbau unserer Industrienation, in großen Konzernen genauso wie im Handwerksbetrieb um die Ecke. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist nun vollständig in Kraft getreten. Wir schaffen damit die Grundlage, um gemeinsam mit der Wirtschaft den Zuzug von Fach- und Arbeitskräften aktiv zu betreiben. So vielfältig wie die Bedarfe der Unternehmen sind nun auch die Möglichkeiten der Zuwanderung. Wir haben Hürden gesenkt und neue Wege geebnet: für anerkannte Fachkräfte, für Menschen mit Berufserfahrung und für Menschen, die Potenzial mitbringen.
Als neues Instrument der Erwerbsmigration gilt ab dem 1. Juni 2024 die Chancenkarte. Es handelt sich um eine neuartige Aufenthaltserlaubnis, um zur Jobsuche nach Deutschland zu kommen. Die Chancenkarte kann auf zwei Wegen erworben werden:
- Man ist bereits Fachkraft im aufenthaltsrechtlichen Sinne. Dies bedeutet, man hat einen deutschen bzw. anerkannten oder vergleichbaren ausländischen Hochschul- bzw. Berufsabschluss. In diesem Fall gibt es keine weiteren besonderen Voraussetzungen für die Erteilung der Chancenkarte.
- Wenn man keine Fachkraft ist, steht der Weg zu einer Chancenkarte unter folgenden Voraussetzungen offen:
- Man kann eine ausländische Berufsqualifikation oder einen ausländischen Hochschulabschluss vorweisen. Beides muss nicht in Deutschland, sondern im Land des Erwerbs staatlich anerkannt sein.
- Man kann einfache (Niveau A1) deutsche oder gute (Niveau B2) englische Sprachkenntnisse nachweisen.
Hat man diese Eintrittsvoraussetzungen erfüllt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Punkte zu sammeln. Es gibt unterschiedlich viele Punkte zum Beispiel für:
- einen (Teil-)Anerkennungsbescheid einer deutschen Anerkennungsstelle
- Sprachkenntnisse in Deutsch und/oder Englisch
- Berufserfahrung im Bereich der Berufsqualifikation oder des Hochschulabschlusses
- Berufsqualifikation/Hochschulabschluss in einem Engpassberuf
- Einhaltung bestimmter Altersgrenzen bei Beantragung der Chancenkarte
- rechtmäßigen Voraufenthalt in Deutschland
- Partner/in erfüllt die Voraussetzungen für eine Chancenkarte ebenfalls und beantragt diese auch.
Derzeit müssen mindestens sechs Punkte erreicht werden, um eine Chancenkarte zu bekommen. Dies ist nur in Kombination verschiedener Merkmale möglich.
Während der Zeit der Jobsuche sind Nebenbeschäftigungen und Probebeschäftigungen möglich. Die Chancenkarte wird in der Regel für ein Jahr erteilt. In Fällen, in denen die Jobsuche zwar zu einer qualifizierten Beschäftigung führt, aber nicht alle Voraussetzungen für einen Erwerbstitel erfüllt werden, kann die Chancenkarte mit Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit für bis zu zwei Jahre verlängert werden.
Daneben wird das Kontingent der Westbalkanregelung zum 1. Juni 2024 von 25.000 auf 50.000 Zustimmungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) verdoppelt. Die Westbalkanregelung ist ein intensiv genutzter Arbeitsmarktzugang für Angehörige der Westbalkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien. Liegt ein konkretes Arbeitsangebot oder ein Arbeitsvertrag vor, kann die betreffende Person unabhängig von der Qualifikation in den deutschen Arbeitsmarkt einreisen.
Eine Änderung in der Aufenthaltsverordnung sorgt dafür, dass nunmehr in viel weniger Fällen die Ausländerbehörde des späteren Wohnorts beteiligt werden muss, bevor die zuständige Auslandsvertretung das Einreisevisum erteilen kann. Das sorgt für Beschleunigungseffekte.
Die erste Stufe der neuen Regelungen für die Fachkräfteeinwanderung ist bereits im November 2023 in Kraft getreten. Sie umfasste hauptsächlich Erleichterungen bei der "Blauen Karte EU" und bei anerkannten Fachkräften.
Die zweite Stufe zu März 2024 beinhaltete einen leichteren Zugang für ausländische Fach- und Arbeitskräfte mit Berufserfahrung und für Auszubildende sowie die bessere Anerkennung von Berufsqualifikationen.
Ziel der Verordnung ist, in Ergänzung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung weitere rechtliche Maßnahmen umzusetzen.