Vor fünf Jahren hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) den Branchendialog Automobilindustrie ins Leben gerufen. Ziel war es – gemeinsam mit Unternehmen der deutschen Automobilbranche, Verbänden, NRO, Gewerkschaften, Initiativen, dem deutschen Institut für Menschenrechte und weiteren relevanten Akteuren – Herausforderungen bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten zu adressieren. Nun hat sich das Multi-Stakeholder-Forum entschlossen, den Branchendialog eigenständig fortzusetzen und bekräftigt damit sein Engagement für faire Lieferketten.
Starkes Signal für Menschenrechte
Bislang hat das BMAS den Branchendialog Automobilindustrie finanziert und gesteuert. Diese Verantwortung übernehmen die Mitglieder ab Juli 2025 selbst – und führen das Projekt im Rahmen des UN Global Compact Netzwerk Deutschland fort. Die Bundesregierung bleibt elementarer Bestandteil des Multi-Stakeholder-Kreises und begleitet die weitere Arbeit als aktives Mitglied.
Der Branchendialog Automobilindustrie leistet Pionierarbeit für faire Lieferketten. Nach über fünf Jahren der Zusammenarbeit unter Leitung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales setzen die Mitglieder dieses breiten Bündnisses ihre Multi-Stakeholder-Kooperation nun selbstorganisiert unter dem Dach des UN Global Compact Deutschland fort. Das ist ein starkes Signal, dass sich der Einsatz für Menschenrechte entlang der Lieferketten auch für die Wirtschaft lohnt. Wir freuen uns, das Projekt weiter zu begleiten.
Die eigenständige Fortführung bezeugt den Mehrwert des Formats für alle Stakeholder. Im Schulterschluss mit anderen Unternehmen, der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Nachhaltigkeitsinitiativen und der Bundesregierung können die beteiligten Unternehmen ihr Einflussvermögen entlang der Lieferketten steigern und Menschenrechtsrisiken effektiver begegnen.
Zusammenarbeit zeigt Wirkung
In den vergangenen Jahren haben die Mitglieder Grundlagen für wirksame Maßnahmen geschaffen, um Verbesserungen für Betroffene zu bewirken:
- Gemeinsame Handlungsanleitungen: Die Mitglieder entwickelten Leitlinien zu Kernelementen menschenrechtlicher Sorgfalt wie Risikoanalyse, Maßnahmen und Beschwerdemechanismus.
- Pilotprojekte: Zu den Rohstofflieferketten Lithium und Kupfer entstanden gemeinsame Empfehlungen, die Unternehmen nun in der Praxis anwenden.
- Beschwerdemechanismus: Ein unternehmensübergreifender Mechanismus in Mexiko (MRDH) ist seit Mai 2024 operational.
- Bei der Fortführung setzen die Mitglieder weiter auf kollektive Maßnahmen, beispielsweise um den Arbeitsschutz in der deutschen Straßentransportlogistik zu verbessern, verantwortungsvollen Kupferabbau in Peru zu fördern, Arbeitszeitverstöße in China zu adressieren sowie Arbeitnehmendenrechte in der Türkei zu stärken.
Kooperation auf Augenhöhe: Stimmen der Mitglieder
Der Branchendialog Automobil hat in den letzten 5 Jahren über die Branche hinaus Standards für eine ambitionierte Umsetzung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten gesetzt und insbesondere bei der Einbeziehung von Betroffenen in den Sorgfaltsprozess wichtige Fortschritte gemacht. Durch sein Multi-Stakeholder-Format ist er besonders gut dazu geeignet, strukturelle Herausforderungen in der (tieferen) Lieferkette anzugehen und nicht bei Checklisten- und Compliance-Ansätzen stehenzubleiben.
Unabhängig von regulatorischen Vorgaben ist die Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt in der Lieferkette für uns zentral, um Risiken frühzeitig zu erkennen und langfristige Partnerschaften abzusichern. Der gemeinsame und vertrauensvolle Dialog mit anderen Unternehmen, Verbänden oder Gewerkschaften steht dabei für uns im Mittelpunkt. Wir sind überzeugt davon, dass praxistaugliche Ansätze, etwa zur Risikoanalyse oder zu wirksamen Präventionsmaßnahmen insbesondere durch den gemeinsamen Austausch hervorgebracht werden können.
Am Branchendialog Automobilindustrie beteiligen wir uns aus Überzeugung und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit unter dem Dach des UN Global Compact Netzwerks Deutschland. Für uns ist es das Forum, um Stakeholder-übergreifend, gemeinsam getragene Lösungen zu erarbeiten.
Die Arbeit des Branchendialogs Automobilindustrie ist immer wieder in die Verbandsaktivität des VDAs eingeflossen. So hat der VDA beispielsweise gemeinsam mit CLEPA, dem europäischen Verband der automobilen Zulieferer, eine Handlungsempfehlung für einen standardisierten Business Partner Code of Conduct (BPCoC) entwickelt.
Der Branchendialog ist für uns ein Synonym für "Zusammenarbeit". Hier findet ein zielgerichtetes Arbeiten an Herausforderungen statt – auf Augenhöhe und mit großer Hebelwirkung für echte Ergebnisse.
Publikation bündelt zentrale Lernerfahrungen
Zum Übergang des Branchendialogs erscheint die Publikation „Fünf Jahre Branchendialog Automobilindustrie: Lernerfahrungen eines Multi-Stakeholder-Forums für faire Lieferketten". Sie dokumentiert den Entstehungsprozess, die Arbeitsergebnisse und die Wirkungen aus der bisherigen Zusammenarbeit im Branchendialog. Die Erkenntnisse sollen anderen Multi-Stakeholder-Formaten, beteiligten Akteuren und künftigen Branchendialogen als Orientierung dienen.