Algorithmisches Management (AM) ist ein wesentlicher Treiber für die digitale Transformation der Arbeitswelt. AM bezeichnet den Einsatz von intelligenten Algorithmen und digitalen Technologien zur Automatisierung von Managementaufgaben. Während die Nutzung von AM in Unternehmen der Plattformökonomie bereits weit verbreitet ist, wird es mittlerweile auch verstärkt von traditionellen Unternehmen genutzt, nicht nur im Bereich der Dienstleistungen, sondern auch in klassischen Industriebranchen.
Der Einsatz von AM in der Arbeitswelt kann viele Vorteile haben: etwa eine Entlastung von Beschäftigten durch qualitativ bessere, gesündere und effizientere Arbeitsprozesse, eine Steigerung ökonomischer Wertschöpfung. Zudem kann die Automatisierung von Prozessen helfen, Fachkräfteengpässe zu bewältigen. AM bietet also vielfältige neue technische Möglichkeiten für bessere Formen der Arbeit und des Lebens, für mehr Autonomie und Mitbestimmung in der Arbeit genutzt. Gleichzeitig gibt es auch Risiken: AM basiert auf der Verarbeitung und Nutzung großer Mengen an persönlichen Daten insbesondere von Arbeitnehmer*innen. Der Schutz der Beschäftigtendaten rückt daher in ein ganz neues Licht. Zudem birgt AM Risiken für Belastungen und Diskriminierungen, die sich aus automatischem Kontroll- und Leistungsmanagement ergeben. Es ist eben ein Unterschied, ob man als Beschäftigter von einem Kollegen oder einer Vorgesetzten, oder einer Maschine angewiesen und bewertet wird.
Es ist unsere Aufgabe, kluge Rahmenbedingungen für unsere Arbeitsgesellschaft zu schaffen. Der Einsatz von digitalen Technologien, etwa von KI, wird für unsere Arbeitswelt immer wichtiger. Klar ist, dass Technologie dem Menschen, dem Beschäftigten dienen muss – und nicht umgekehrt. Beim Einsatz algorithmischer Steuerung in der Arbeitswelt ist dies umso wichtiger – und genau deswegen müssen wir uns mit dem Thema befassen.
Um die Handlungsfelder für die Gestaltung der Arbeitswelt, die sich aus der Anwendung von AM ergeben, frühzeitig zu identifizieren, haben das BMAS und die IG Metall gemeinsam eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aus Forschung, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Personal- und Betriebsräten, Unternehmen aus Industrie und Plattformwirtschaft sowie öffentlicher Verwaltung unter Vorsitz von Dr. Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, einberufen. Die AG hat sich zur Aufgabe gemacht, in einem ersten Schritt die Wirkungen von AM in der Arbeitswelt zu diskutieren, zentrale Handlungsfelder zu benennen und Ansätze einer guten Praxis zu identifizieren. Die Ad-Hoc-Arbeitsgruppe wird unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Perspektiven Zielkonflikte, Handlungsbedarfe und Elemente "guter Praxis" für den Einsatz von AM in den Betrieben herausarbeiten.
Sie können virtuell am Digitalgipfel teilnehmen und die Session "Daten und Gute Arbeit - algorithmisches Management im Fokus" am 9. Dezember 2022 von 11:20-11:50 Uhr im Livestream verfolgen.
Digitalgipfel der Bundesregierung
Algorithmisches Management hat große Potenziale, um Arbeitsbedingungen zu verbessern, Produktivität zu sichern und durch Entlastung von Beschäftigten dem Fachkräftemangel zu begegnen. Beim Einsatz in den Betrieben werden aber auch Risiken deutlich. Fragen zum Datenschutz, zu Anti-Diskriminierung oder auch zum Arbeitsschutz sollten daher nicht aus dem Blick geraten. Es stellen sich neue Verteilungsfragen. Als Gewerkschaft wollen wir diese im Sinne der Beschäftigten gestalten. Wie kann algorithmisches Management zu guter Arbeit beitragen und was brauchen wir dafür? Das sind aus meiner Sicht die zentralen Fragen, die angepackt werden müssen.
Erste Ergebnisse der Arbeit dieser interdisziplinären Arbeitsgruppe stellen das BMAS und die IG Metall auf dem diesjährigen Digitalgipfel der Bundesregierung vor. In der Session „Daten und Gute Arbeit - algorithmisches Management im Fokus“ diskutiert am 9. Dezember Bundesminister Hubertus Heil gemeinsam mit Jörg Hofmann, erste Vorsitzender der IG Metall, Dr. Johanna Wenckebach, Voraussetzungen für gute Praxis von AM im betrieblichen Kontext. Sonja Köhne, Doktorandin am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, flankiert die Session mit neuesten Erkenntnissen zum wissenschaftlichen Diskurs rund um das Thema AM.
Der Austausch in der Arbeitsgruppe zeigt Bedarf für Forschung und rechtspolitische Debatten für den passenden rechtlichen Rahmen. Aber ganz klar sind bereits die Bedingungen erkennbar, unter denen Algorithmen für alle Beteiligten gewinnbringend eingesetzt werden können. Dazu gehört, gute Arbeit schon beim Design von algorithmischen Management-Systemen als Ziel zu setzen und Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen frühestmöglich einzubeziehen. Sozial- und Betriebspartner haben wichtige Gestaltungsaufgaben, für die es erste Vorbilder aus der Praxis gibt.“