Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat zwischen September 2017 und Juni 2019 das Forschungsprojekt "Entstehung, Verlauf und Struktur von Wohnungslosigkeit und Strategien ihrer Vermeidung und Behebung" der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) gefördert. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Erforschung von Wohnungslosigkeit in Deutschland - ein Forschungsbereich, der insgesamt nur wenig entwickelt ist.
Der aus dem Forschungsprojekt resultierende Ergebnisbericht gibt einen Gesamtüberblick über die Wohnungsnotfallproblematik in Deutschland. Die Ergebnisse basieren auf Untersuchungen in allen 16 Bundesländern einschließlich einer Befragung (ehemals) wohnungsloser Bürgerinnen und Bürger. Der Bericht beinhaltet eine Schätzung der Zahl der Wohnungslosen in Deutschland, wonach am Stichtag 31.05.2018 in Deutschland zwischen 313.000 und 337.000 Personen wohnungslos waren.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Wohnungslosigkeit in Deutschland viele Ursachen hat. Am Anfang stehen häufig Probleme, die mit einer Überforderung der Betroffenen bei der Bewältigung von alltäglichen Anforderungen einhergehen. In dieser Situation sind Betroffene teilweise nicht in der Lage, vorhandene Hilfeangebote zu suchen. Persönliche Schicksalsschläge wie Krankheiten, der Verlust eines Partners oder Arbeitslosigkeit können zur Destabilisierung der Lebenssituation beitragen. Vielfach unklare Zuständigkeiten auf kommunaler Ebene machen es den Hilfebedürftigen zusätzlich schwer, Lösungen zu finden. Gerade die Gruppe der Wohnungslosen ist jedoch mit unübersichtlichen Hilfestrukturen überfordert und bedarf individueller Betreuung. Mietschulden sind in der Folge der häufigste Anlass der Wohnungslosigkeit. Allerdings trägt in einigen Regionen auch der angespannte Wohnungsmarkt dazu bei, dass Menschen schneller wohnungslos werden oder die einmal eingetretene Wohnungslosigkeit nur schwer wieder überwinden können.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen aber auch, dass Wohnungslosigkeit häufig ein lösbares Problem ist. Neben der Darstellung der Analyseergebnisse enthält der Bericht deshalb auch Empfehlungen, wie Wohnungslosigkeit künftig besser vermieden oder wirksamer bekämpft werden kann.